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Wenn jede Sekunde zählt – Neue Software beim Notruf Aargau

Team SNZ144, 09.08.2021
Durch den Einsatz der neuen innovativen Notruf-Software EmergencyEye Software konnten im Aargau schon Menschenleben gerettet werden.

Seit Mitte 2020 können die Disponentinnen und Disponenten der Kantonalen Notrufzentrale Aargau mit Hilfe der Notruf-Software Emergency Eye noch besser eine Notfallsituation einschätzen, gezieltere Hilfestellungen geben und den Einsatzort genauer ermitteln. 

Wenn im Kanton Aargau der Notruf der Sanität, Polizei oder Feuerwehr gewählt wird, wird mit einem Disponenten der Kantonalen Notrufzentrale Aargau, welche sich in Aarau befindet, verbunden. Da in einem Notfall sprichwörtlich jede Sekunde zählt, ist die Notrufzentrale auf eine möglichst präzise Erklärung zum Einsatzort und Einsatzgeschehen durch den Anrufenden angewiesen. Mit der neuen Notruf-Software EmergencyEye kann sich die Polizei, Feuerwehr und Sanität nun über eine Handy-Aufschaltung selbst ein Bild von der Lage vor Ort machen, den genauen Notfallort feststellen und hierdurch lebensrettende Zeit gewinnen.

Gemäss dem Spruch "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte", kann sich der Disponent dazu entscheiden, «EmergencyEye» einzusetzen. Stimmt der Anrufer zu, kann der Disponent die Kamera auf dem Smartphone des Anrufenden aktivieren oder den Notfallort durch Ortung bestimmen. Sollte ein Notruf von einer Person erfolgen, die kein Deutsch versteht, kann aus der Notrufzentrale heraus ein Chat mit sofortiger Übersetzung in mehr als 12 Sprachen gestartet werden. Der Hilfesuchende kann dies alles über seinen Browser auf dem Smartphone machen und muss keine App-Installation vornehmen.

 

Beispiele aus der Praxis

Ein paar Beispiele sollen den erfolgreichen Einsatz von «EmergencyEye» illustrieren. So erinnert sich ein Disponent des Notrufs 144 an einen Einsatz, in dem er über die Kamera einen Herz-Kreislauf-Stillstand nach einer allergischen Reaktion über das Videobild schnell erkennen und somit die Wiederbelebung des Patienten veranlassen und gezielt unterstützen konnte. Dank dieser effektiven Intervention konnte der Patient erfolgreich reanimiert werden. In einem anderen Beispiel ging beim Feuerwehrnotruf eine Meldung über einen Brand eines Schulhauses ein. Dank den übermittelten Bilder stellte sich heraus, dass es sich glücklicherweise "nur" um einen brennenden Container handelte. Ein Grossaufgebot der Feuerwehr konnte so verhindert werden. Auch eine Hilfesuchende auf einer Flussinsel und entsprechend von Wasser umgeben, konnte dank den Funktionen von «EmergencyEye» noch vor Eintreffen der ersten Rettungskräfte aus ihrer misslichen Lage befreit werden

Thema Datenschutz

Natürlich spielen – wie bei allen Software-Anwendungen – auch beim «EmergencyEye» Themen wie Datenschutz eine besonders grosse Rolle: Die hilfesuchende Person muss für jede Art der Datenübertragung (Standort oder Bilddaten) seine/ihre Zustimmung geben und hat jederzeit die Wahl, die Datenverbindung zu unterbrechen. Die Cybersicherheit und der Schutz der Privatsphäre sind entsprechend gewahrt und werden durch den Hersteller der Software Corevas aus Deutschland garantiert. Durch die komplette Integration der Software in das bestehende Einsatzleitsystem ist die exakte Dokumentation aller Maßnahmen für eine spätere Nacharbeit und zur Einhaltung der gesetzlichen Dokumentationspflicht erfüllt.

„Rund 40 Einrichtungen in Deutschland und der Schweiz nutzen die Software bereits.“

Prof. Dr. Günter Huhle

Die Idee zum «Emergency Eye» kam vom 21-jährigen Viktor Huhle nachdem seine Eltern einen dramatischen Unfall hatten. Viktor, und seine Eltern gründeten das StartUp Corevas, um eine Software zu Verbesserung der Notfallkommunikation zu verbessern.  Dank dieser Software können langfristig vermutlich Tausende von Menschenleben gerettet werden", so Carola Petri, Produktdesignerin und Geschäftsführerin der Corevas. "Unsere Vision ist es, dass «EmergencyEye» EU- oder sogar weltweit in Notfallsituationen eingesetzt wird."

„Rund 40 Einrichtungen in Deutschland und der Schweiz nutzen die Software bereits“, sagt Prof. Dr. Günter Huhle. Der Mediziner und Wissenschaftler hat das Unternehmen zusammen mit seiner Frau Carola Petri gegründet und treibt die Entwicklung des «EmergencyEye» voran. Derzeit arbeitet das Unternehmen Corevas an der Einbindung weiterer Informationsquellen für die Lagebeurteilung, wie z.B. der Drohnentechnologie und an der Einbindung künstlicher Intelligenz, um die Entscheidungsqualität weiter zu verbessern.

Übrigens ist die EmergencyEye-Technologie, kurz EmEye-T, auch bei der Schweizer Post, VZug sowie Mobility in der Schweiz im Routineeinsatz. Diese Unternehmen nutzen EmEye-T für ein Ereignismanagement und den Kundendienst.

Wichtige Notfallnummern:
  • Sanität: 144
  • Polizei: 117
  • Feuerwehr: 118
  • Europäischer Notruf: 112
  • Vergiftungszentrale: 145
  • Dargebotene Hand: 143
  • Ärztliche Notrufnummer Aargau: 0900 401 501 (gebührenpflichtig)
  • Notfalldienst der Zahnärztegesellschaft des Kantons Aargau: 0848 261 261 (gebührenpflichtig)

Kantonsspital Aarau

 

Autor*in

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Mitarbeiter der Sanitätsnotrufzentrale