«Jede Minute Bewegung lohnt sich»
Im Covid-19-Winter empfiehlt es sich, weitgehend auf das Skivergnügen zu verzichten, um so das medizinische Personal und die Intensivstationen zu schonen. Roman Gähwiler, Co-Standortleiter des Zentrums für Sportmedizin am Kantonsspital Aarau, weiss, wie Sie trotzdem fit durch die Winterzeit kommen.
Herr Gähwiler, sollten wir diesen Winter sicherheitshalber lieber gleich auf dem Sofa sitzen bleiben?
Roman Gähwiler: Nein, das ist definitiv keine gute Lösung. Bewegung und Sport sind selbstverständlich auch in diesen Zeiten wichtig für die Gesundheit. Es sind lediglich die Risikosportarten, auf die man momentan besser verzichten sollte.
Welche risikoarmen Betätigungsformen empfehlen Sie stattdessen?
Im Ausdauerbereich empfehle ich halbstündige Joggingeinheiten – fittere Person dürfen natürlich auch länger. Wer nicht gerne rausgeht, kann stattdessen zu Hause ein Zirkeltraining absolvieren. Dabei werden vier bis fünf Übungen jeweils acht bis zwölfmal wiederholt. Zum Beispiel: Liegestützen, Kniebeugen, Bi- und Trizepsübungen mit PET-Flaschen oder mithilfe eines Stuhls – die Oberschenkelmuskulatur und die Koordination lassen sich zudem beim Treppensteigen hervorragend trainieren.
Wie häufig sollte man sich sportlich betätigen?
Studien haben gezeigt, dass bereits 150 Minuten moderates oder 75 Minuten intensives Training pro Woche einen grossen gesundheitlichen Unterschied machen.
Das ist gar nicht so viel.
Nein, das ist es wirklich nicht. Man müsste es nur machen. Hier gilt der Grundsatz: Hauptsache ein bisschen. Entscheidend sind ohnehin die ersten 15 Minuten. In dieser Zeit überwinden wir unseren inneren Schweinehund. Danach gehts meist fast von selbst.
Was raten Sie denjenigen, die trotz allem unbedingt auf die Piste möchten?
Wenn es einem darum geht, die Berge, den Schnee und die frische Luft zu geniessen, sind Langlauf und Schneeschuhwanderungen wunderbare und risikoarme Varianten. Beim Ski- und Snowboardfahren passieren zahlreiche Unfälle, weil die Menschen untrainiert die Piste hinunterbrausen. Es lohnt sich deshalb, die Rumpf- und Beinmuskulatur bereits Wochen im Vorfeld zu stärken. Die Suva hat dazu hilfreiche Empfehlungen zusammengestellt. Auch das Aufwärmen vor der Abfahrt ist essenziell. Und dann liegt es bei jedem einzelnen, einen Helm zu tragen sowie möglichst gemächlich und mit Sicherheitsabstand die Piste hinunterzufahren.
Sie wollen sich bewegen? Wir sind für Sie da.
«Bewegung ist Medizin» – das ist keine Floskel, sondern unser Credo. Entsprechend legt die Sportmedizin am Kantonsspital Aarau ihren Fokus auf die Vernetzung verschiedener Fachdisziplinen, um jedem einzelnen Patienten unser Bestes geben zu können.
Der Kern des Netzwerkes besteht aus spezialisierten Sportmedizinern und dem Team der Sportphysiotherapie. Zudem steht durch die Integration in ein Zentrumsspital mit Maximalversorgung auch bei sehr spezifischen Fragestellungen jederzeit eine maximale Expertise in fast allen medizinischen und therapeutischen Fachgebieten zur Verfügung. Dadurch können diverse Formen der Höchstleistung erreicht werden – verletzte Sportler können wieder zu ihrem geliebten Sport zurück, oder kranke Menschen erreichen durch individuell angepasstes Bewegungstraining eine neue Dimension der Lebensqualität. Deshalb richtet sich das Angebot auch explizit an Gesundheits-, Breiten- und Spitzensportler/-innen. Eine erfolgreiche Sportmedizin ist dabei stets eine Mannschaftsleistung.