Comeback der Strahlentherapie bei gutartigen Erkrankungen
Auch bei entzündlichen und degenerativen Erkrankungen kann eine niedrigdosierte Strahlentherapie erfolgsversprechend und risikoarm eingesetzt werden.
Die Ursprünge der «Strahlenheilkunde» Ende des 19. Jahrhunderts lagen vor allem in der Behandlung nicht-maligner Erkrankungen. Durch die Verbreitung entzündungshemmender Medikamente und der Angst vor möglichen Krebsrisiken rückte diese Therapiemethode jedoch etwas in den Hintergrund. Seit den 90er Jahren erlebt die Radiotherapie bei benignen Erkrankungen – auch aufgrund fortgeschrittener Technologie – ein Comeback. Das Radio-Onkologie-Zentrum KSA-KSB hat in diesem Anwendungsgebiet eine jahrzehntelange Tradition. Dank der Anschaffung von neuen Bestrahlungsgeräten kann an beiden Spitälern nun das gesamte Therapiespektrum angeboten werden. Die neue Leiterin der spitalübergreifenden Arbeitsgruppe «Radiotherapie bei gutartigen Erkrankungen» ist Frau Dr. Silvia Gomez vom KSA.
Radiotherapie bei entzündlichen und degenerativen Erkrankungen
Kann bei entzündlichen Weichteilerkrankungen, degenerativen Gelenkserkrankungen und Bindegewebserkrankungen weder mit Medikamenten noch mit Physiotherapie eine Besserung der Beschwerden erzielt werden, ist eine strahlentherapeutische Behandlung eine Therapieoption, so beispielsweise bei Entzündungen der Sehnen und Schleimbeutel an Schulter, Ellenbogen («Tennisellenbogen»), und Ferse («Fersensporn»), oder bei Arthrosen an Fingern, Schulter und Knie. Eine Zusammenfassung der möglichen Einsatzgebiete finden Sie in der Tabelle weiter unten. Mit der komplett schmerzfreien, niedrigdosierten Bestrahlung der betroffenen Region wird eine oft langanhaltende Schmerzstillung erreicht, wodurch auch die Beweglichkeit in den jeweiligen Gelenken und damit verbunden die Lebensqualität verbessert wird. Medikamente können eingespart und ihre Nebenwirkungen reduziert werden. Die Behandlung geht praktisch ohne akute und chronische Nebenwirkungen und mit tiefen Kosten einher. Die Kosten für die Bestrahlung werden von den Krankenkassen übernommen. Im Allgemeinen werden im Abstand von ca. zwei Monaten je sechs Bestrahlungen à fünf Minuten zweimal wöchentlich durchgeführt.
Niedrigdosierte Strahlentherapie beeinflusst Entzündungsmechanismus
Der Wirkmechanismus der Strahlentherapie bei entzündlichen und degenerativen Erkrankungen ist komplex. Die Bestrahlung bewirkt eine Modulation entzündlicher Prozesse und zellulärer Komponenten, entzündungshemmende Zytokine werden induziert und der Sauerstoffmetabolismus von Makrophagen wird beeinflusst. Diese Veränderungen resultieren in einer Schmerzreduktion und in der Abnahme der Entzündungszeichen.
Schweizer Studie mit positiven Resultaten
Forschende des Radio-Onkologie-Zentrum KSA-KSB publizierten im Mai 2020 eine klinische Studie[1] zum Thema Bestrahlung bei rheumatischen Erkrankungen. Die Studie konnte zeigen, dass die Bestrahlung einer Arthrose oder Tendinopathie sowohl zur Schmerzlinderung und besserer Beweglichkeit führt, als auch die Kraft in den Gelenken verbessert. Den Link zur Studie finden Sie hier.
[1] Rogers S, Eberle B, Vogt DR, Meier E, Moser L, Gomez Ordoñez S, Desborough S, Riesterer O, Takacs I, Hasler P, Bodis S. Prospective Evaluation of Changes in Pain Levels, Quality of Life and Functionality After Low Dose Radiotherapy for Epicondylitis, Plantar Fasciitis, and Finger Osteoarthritis. Front Med (Lausanne). 2020 May 19;7:195. doi: 10.3389/fmed.2020.00195. PMID: 32509794; PMCID: PMC7249275.
Das Radio-Onkologie-Zentrum KSA-KSB mit den Standorten Aarau und Baden gehört zu den grössten seiner Art der Schweiz. In erster Linie behandeln wir Patienten und Patientinnen mit Krebsleiden. Trotz komplexer und hochtechnologischer Therapien steht der Mensch und Patient im Zentrum unserer Anstrengungen.
Das Radio-Onkologie-Zentrum KSA-KSB berät Sie gerne in einem persönlichen Gespräch.
Melden Sie sich unter der Telefonnummer 062 838 54 08, oder bei Dr. med. Silvia Gomez, Oberärztin mbF Radio-Onkologie, Leiterin der Strahlentherapie bei gutartigen Krankheiten: silvia.gomezordonez@ksa.ch.