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«Eine Knieprothese erhöht die Lebensqualität deutlich»

Martin Winter, 14.01.2022
Das Knie ist eines der kompliziertesten Gelenke des Menschen. Entsprechend wichtig ist es, dass eine prothetische Versorgung passgenau auf jede Patientin und jeden Patienten angefertigt ist.

Wenn der Knorpel im Kniegelenk degeneriert und schliesslich ein Knochen-auf-Knochen-Kontakt entsteht, ist das meist überaus schmerzhaft. Persistiert dann noch eine Entzündung, die den lasttragenden Knorpel zusätzlich aufweicht, verunmöglicht das teilweise selbst alltägliche Bewegungen. Physiotherapie und Medikamente können vor allem in der Anfangsphase oder bei leichteren Verläufen Linderung bringen. Wenn jedoch selbst das nicht mehr hilft, entscheiden sich viele – vor allem ältere – Menschen für einen künstlichen Oberflächenersatz.

Die wichtigsten beiden Kriterien, die für eine Knieendoprothese sprechen, sind das Ausmass der Schmerzen und die Einschränkung der Autonomie. «Bei beiden Kriterien muss die Patientin oder der Patient letztlich selbst abwägen, wie sehr sie oder er durch die Situation eingeschränkt ist. Entsprechend wichtig ist ein verständliches Aufklärungsgespräch, um eine fundierte Grundlage für diesen Patientenentscheid zu schaffen», erklärt Dr. med. Philippe Lindenlaub, Chefarzt Teamleitung Kniechirurgie der Klinik für Orthopädie und Traumatologie am Kantonsspital Aarau (KSA).

Höchste Präzision dank dreidimensionalem Modell

Das Knie ist das grösste und eines der kompliziertesten Gelenke des Menschen – dessen Ersatz entsprechend anspruchsvoll. Das liegt daran, dass das Knie gleich drei Gelenkkompartimente miteinander verbindet und Rotationsdrehbewegungen zulässt. Hinzu kommt, dass kein Gelenk identisch und jede Anatomie somit anders ist. «Eine präzise und individuelle Ausmessung ist entscheidend. Und genau das ermöglicht die patientenspezifische Technologie, die wir hier am Kantonsspital Aarau anwenden», erklärt Lindenlaub weiter.

Mittels einer speziellen MRI-Untersuchung wird das Knie zunächst gescannt, am Computer vermessen und schliesslich dreidimensional abgebildet. Anhand dieses 3D-Modells können exakte Schnittlehren hergestellt werden. «Diese präzise Abbildung hilft mir als Arzt dabei, bereits vor dem eigentlichen Eingriff als Simulation alle Aspekte genau zu analysieren und mich so optimal auf die Operation vorzubereiten», sagt Lindenlaub.

Der offensichtlichste Vorteil dieser innovativen Methode: «Diese Technik erhöht die Sicherheit und die Qualität des Eingriffs. Der Chirurg weiss genau, was zu tun ist und wie die Knieprothese optimal ausgerichtet wird. Es gibt keine Überraschungen mehr im Operationssaal», erklärt der Chefarzt. Diese Vorgehensweise verkürzt die Operationszeit wesentlich, wodurch sich wiederum zum Beispiel das Risiko für einen bakteriellen Infekt eindrücklich vermindert.

Weniger Komplikationen, kürzerer Spitalaufenthalt

Ein weiterer Vorteil: Es kommt zu wesentlich kürzeren Narkosezeiten und deutlich weniger Nachblutungen als mit der herkömmlichen Methode. Auch der Spitalaufenthalt lässt sich tatsächlich messbar verkürzen. Deshalb und dank dem verkürzten Eingriff fallen ausserdem die Gesamtkosten geringer aus.

Rund zwei Wochen nach der Operation werden die Fäden entfernt, nach weiteren vier Wochen gibt es nochmals eine Kontrolle mit Röntgen durch den Operateur. «Bei diesem Termin kontrollieren wir, das sichere Einheilen des Implantats nach voller Belastung. Dank der innovativen Präzisionstechnik, die wir am KSA anwenden, ist das bei nahezu 99 Prozent aller Patientinnen und Patienten der Fall», erklärt der Leiter der Kniechirurgie, der die patientenspezifische Technologie seit Jahren anwendet.

Während erste Gehversuche schon am ersten Tag nach der Operation möglich sind, lohnt es sich, die finale ärztliche Kontrolle abzuwarten, bis man das neue Kniegelenk einer Belastungsprobe unterzieht. Danach können Patientinnen und Patienten wieder wandern, golfen und sogar Ski fahren. «Natürlich handelt es sich bei einer Knieprothese um ein Ersatzgelenk. Es ist jedoch in der Tat wieder sehr vieles damit möglich, was vor dem Eingriff undenkbar war. Die Lebensqualität wird somit deutlich erhöht», verspricht Knieexperte Lindenlaub.

Orthopädie und Traumatologie am KSA

Die schmerzfreie und uneingeschränkte Bewegung beeinflusst unser Wohlbefinden und die Lebensqualität bis ins hohe Alter ganz entscheidend. Im Zentrum unserer Arbeit steht deshalb der Bewegungsapparat des Menschen, das heisst, wir behandeln Knochen, Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder. Diese können durch angeborene Veränderungen, Erkrankungen, Abnützung sowie durch unfallbedingte Verletzungen und deren Spätfolgen geschädigt werden.

Kontakt
Telefon:  062 838 98 69
E-Mail:    ortho@ksa.ch

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