Warum Chirurgen Handwerker sind
Das griechische Wort ἔργον (èrgon) bedeutet «Werk». Es ist die genaue Entsprechung zum lateinischen «opus, operis». Beide scheinen auf den ersten Blick kaum Bedeutung für die deutsche Sprache zu haben. Doch wenn man die Sache näher betrachtet, merkt man, dass von beiden Stämmen viel abzuleiten ist: Wird jemand dadurch therapiert, dass man ihn oder sie zum Werken, Basteln, Modellieren hinführt, spricht man von Ergotherapie [was nichts mit dem lateinischen «ergo» (folglich) zu tun hat!]. Es gibt jedoch mehr: Wenn man «en-èrgon» zerlegt, heisst es «in sich drin + Werk» oder: «das Potenzial haben, etwas zu erschaffen oder zu bewirken», was natürlich Energie ist. [In der Physik ist Energie ja ein Synonym von Arbeit und wird mit derselben Einheit (Joule) gemessen]. — Eine weitere Worterklärung bekommt man, wenn man «èrg» ganz normal zu «urg» umlautet (wie Deutsch «tragen / trug», «fahren / fuhr», «lesen / las»). Setzt man das Wort für Hand davor, nämlich χειρό (cheiró), bekommt man «Chirurg»: «der mit der Hand werkt».
Selbstverständlich heisst der Chiropraktiker (besser Chiropraktor) so, weil auch er … Hand anlegt. – Aus der Chemie, vornehmlich der organischen, kennt man das Adjektiv «chiral»; das bezeichnet eine räumliche Struktur, die einen Drehsinn hat und durch keine räumliche Verschiebung in sein Spiegelbild überführt werden kann, etwa eine links- und eine rechtsgängige Schraube oder Zucker, welche dieselbe Summenformel und dieselben physikalischen Eigenschaften haben, in der einen chiralen Form aber von Organismen nicht metabolisiert werden können. Was hat das mit einer Hand zu tun? Nun, die Moleküle stehen zueinander wie der linke und der rechte Handschuh: sie sind eigentlich identisch, können aber immer nur die eine Hand kleiden. — Zurück zum Chirurgen: Wenn man sein «Werk» statt auf Griechisch auf Latein bezeichnet, «operis» statt «èrgon», bekommt man den Stamm für das Verb, für das, was er tut: Er operiert …
Zum Bereich Chirurgie des KSA mit insgesamt über 700 Mitarbeitenden und rund 300 Betten gehören die Klinik für Chirurgie mit den chirurgischen Disziplinen Gefässchirurgie, Kinderchirurgie, Thoraxchirurgie, Viszeralchirurgie (Bauchchirurgie) und Traumatologie, die Klinik für Hand-, Plastische und Chirurgie der peripheren Nerven, die Klinik für HNO-Erkrankungen, Hals- und Gesichtschirurgie, die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, die Klinik für Neurochirurgie, die Klinik für Urologie, die Klinik für Orthopädie und die Augenklinik.
Sämtliche chirurgischen Disziplinen arbeiten eng und interdisziplinär mit den diagnostischen Fächern zusammen, aber auch mit den Kliniken und Abteilungen des Bereiches Medizin. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit der Klinik für Anästhesie sowie der Operationsabteilung und dem Zentrum für Notfallmedizin.
In den Operationssälen des KSA werden jährlich über 20‘000 Eingriffe durchgeführt. Die Pflegenden im Bereich Chirurgie richten sich nach einem klaren Auftrag und Pflegeverständnis.